Die Kunst der Samenspende auf der "Ars Electronica" 2000,
Linz/Österreich. Preisgekrönt allabendlich der Ejakulationskünstler des
Tages. Wer hat sein Sperma so im Griff? Dass es bis zur Kunst hinreicht?
Weit hinaus über die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Wer redet
da von WettWichsen im Unverstand? Es geht ums Substantielle. Ums
evolutionstechnisch optimale Genom. ErbSubstanzKönner sind gefragt.
Natürlich wird die Spermiendichte pro Milliliter gemessen. Und auch die
vielgepriesene Mobilität der lieben Kleinen schlägt zu Buche. Aber was
nützt all der Durchsetzungswille und die glänzenden Erfolgsaussichten,
wenn der IQ nicht stimmt? Oder das technische Verständnis für Digitales?
Müssen weiterhin Inder angeworben werden nur weil der Mitteleuropäer
sein Sperma nicht kultiviert? Damit ist jetzt Schluss. Da zeigt die "Ars
Electronica" mit dem Thema NEXT SEX - Sexualität im Zeitalter ihrer
reproduktionstechnischen Überflüssigkeit, neue Perspektiven.
Wenn zum Beispiel das Bildmaterial, das die "überflüssigen"
Körperflüssigkeiten aktiviert, künstlerisch hochwertig und via Internet
digital vermittelt wird. Ist da, im Laufe der Zeit, evolutions- und
pollutionsgeschichtlich nicht doch mit einer qualitativen Verbesserung
des Erbguts bei fleissigen Anwendern zu rechnen? Sollte nicht die
Krönung des Zuchtbullen des Tages während der Kunstmesse ergänzt werden
durch eine Langzeitstudie? Etwa: Wieviel Kunst bekommt dem Sperma
überhaupt? Oder: Schädigt schlechtes visuelles Material den Gehalt des
Genoms? Oder noch gezielter: Welche Korrelationen lassen sich zwischen
der künstlerischen Qualität des Auslösereizes und der
evolutionsbiologischen Optimierung des hervorgebrachten genetischen
Materials beobachten?
Eins ist klar. Es geht hier nicht um billige Wichse. Nicht um den Gag.
Das Forschende in der Kunst und das Artifizielle in der Wissenschaft
begegnen sich hier in besonderer, ja fast sexueller Art und Weise. Und
wenn sie nicht gleich kopulieren, dann wird es doch lustvoll zu der
einen oder anderen Ejakulation kommen, dabei. Damit sind wir wieder beim Thema: NEXT SEX. Der Nächste bitte!
Susanne Gerber